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Fifty Shades of Grey hat schon durch die Bücher einen wahren Run ausgelöst und der Hype um den jetzt angelaufenen Film ist riesengroß. Jeder hat eine Meinung dazu, so auch ich. Ehrlich gesagt, hat mich der Film überhaupt nicht interessiert, da ich schon das Buch (Hörbuch) nicht sonderlich gut fand. Die beschriebenen schmerzvollen Dominanz- und Machtszenen , gepaart mit der Unterwerfung der Frau haben mich überhaupt nicht angesprochen. Im Gegenteil, ich fand es eher langweilig. Trotzdem konnte ich mich aber dem jetzigen Interesse nicht entziehen, da mich Freunde und Klienten darauf angesprochen haben, was ich denn davon halte.
Ich finde es sehr spannend, wie viele Menschen sich offensichtlich davon angezogen fühlen, wenn jemand das, was normalerweise nur hinter verschlossenen Türen stattfindet, offen anspricht. Ob der Hype tatsächlich ausschließlich mit den BDSM Praktiken zu tun hat, wage ich zu bezweifeln. Vor allem, weil genau dies in der Szene ja kräftig kritisiert wird. Trotzdem stellen sich für mich Fragen, über die ich mir so Gedanken mache.
Wie kommt es, dass sich so viele Menschen davon angezogen fühlen, über Schmerz Lust zu erzeugen oder zu erleben? Da muss es doch ein Resonanzfeld geben!
Im Buch wird sehr oft betont, dass Christian seine sexuellen Neigungen entwickelt hat, weil seine Kindheit geprägt war von Verwahrlosung, Gewalt und kalten Gefühlen. Das was meiner Meinung nach (und ich bin bitte keine Therapeutin) hier zu sehen ist, ist ein Bild eines traumatisierten Erwachsenen, der seine unterdrückten Gefühle und Emotionen über Sexpraktiken auslebt. Wir tun dies alle auf die eine oder andere Art und Weise, fast jeder von uns trägt so seine kleinen oder größeren Traumata mit sich. Aber bei jedem Trauma gibt es eine sehr schmerzvolle Erfahrung in der Kindheit, und ich sehe es als meine Aufgabe diese Erfahrungen auf der energetischen Ebene zu heilen. Das heißt natürlich nicht, dass man damit nicht gut leben kann, aber jedes Trauma, jeder Schmerz beinhaltet sehr viel “dunkle” Energie. Und ja, das muss sein. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Trotz allem sollte bewusst sein, dass wenn ich Lust nur oder überwiegend durch Schmerz erleben kann (egal in welchem Bereich), es da etwas gibt, wovon ich vielleicht noch gar nichts weiß oder wissen will. Trotz allem interpretieren wir das was zu diesem Schmerz geführt hat als Liebe und Zuwendung. Als Kinder haben wir noch keine Vorstellung davon, dass uns jemand etwas Böses tun will. Später, als Erwachsene wiederholen wir dann unbewusst, was wir als “Liebe” erfahren haben. Wir tun dies in allen Bereichen auf jede erdenkliche Art und Weise, nicht nur im sexuellen Bereich.
Sehr oft geschieht durch die frühe Verletzung als Kind, unabhängig davon, auf welcher Ebene sie passiert ist, ein Rückzug, ein Abkapseln oder Ausgrenzen der Gefühle in unserem Leben. Schaffen wir es nicht, diese für uns als negativ erlebten Gefühle zu fühlen, dann fehlt uns auch die Fähigkeit die sogenannten positiven Gefühle zu erleben. Daras ergeben sich zwei Möglichkeiten: 1. Ich wandle gefühllos durchs Leben, was langfristig zu körperlichen wie psychischen Erkrankungen führen kann, und /oder 2. Ich muss die Reizschwelle so erhöhen, dass ich mich überhaupt spüren kann, das dies in einem normalen Maß gar nicht mehr möglich ist. Beides ist langfristig keine zufriedenstellende Lösung, da sie uns nicht in die Erfüllung, Freude und Liebe bringen kann.
Lust darüber zu empfinden Macht und Kontrolle auszuüben oder sich zu unterwerfen haben für mich nichts mit der aktuellen Rollenverteilung von Mann und Frau zu tun. Hier widerspreche ich ganz klar so manchen Fachleuten. Das Leben der Männlichkeit hat nichts mit Dominanz und Macht zu tun, genauso wenig wie Unterwerfung mit dem Wunsch der Frauen ihre Weiblichkeit zu leben. Hier wird in meinen Augen noch immer das falsch verstandene Männer- und Frauenbild propagiert. Der “wahre” Mann und die “wahre” Frau müssen ihr Sein nicht über Schmerz und Demütigung demonstrieren, sondern leben ihre Anteile aus der Kraft und Hingabe, was schlussendlich in die wahre bedingungslose Liebe führen darf. Diese bedingungslose Liebe, die ich vor allem erst einmal für mich selbst empfinden darf, damit ich sie auch für jemand anderen empfinden kann. Liebe ich mich selbst, werde ich es nie zulassen, das ich von meinem Partner absichtlich gequält werde, um sich Lust zu verschaffen und werde diese auch nicht empfinden.
Ich hoffe, dass ich nicht falsch verstanden werde, ich bin absolut der Meinung, dass jeder sein Leben in jedem Bereich so gestalten soll wie er das gerne möchte. So lange es die geeigneten Mitspieler gibt, ist alles erlaubt. Und Vieles muss auch einfach ausprobiert werden, um festzustellen, was ich möchte und was nicht. Trotz allem sehe ich hier eine Riesenwelle auf uns zukommen, weil hier meiner Meinung nach laut propagiert wird, dass es völlig in Ordnung ist, Menschen unter dem Deckmantel der Lust Schmerzen zu zufügen oder zu empfinden. Und dem kann ich mich nur ganz stark verwehren. Das entspricht nicht meinem Verständnis von Liebe.
Das Positive, das ich diesem Roman abgewinnen kann ist, dass ganz klar die Bedingungen für diese Beziehung formuliert werden. Das täte uns in jedem Fall gut.
Alles in allem bin ich froh, dass es den Film gibt, weil er zumindest mich angeregt hat, mir Gedanken zu diesem Thema zu machen und ich dadurch meine neuen Erkenntnisse gewonnen habe. Also in jedem Fall ein Gewinn!!
Gerne würde ich deine Meinung dazu wissen und freue mich auf Kommentare!

Ich wünsche dir noch lust- und liebevolle Stunden

herzlichst

Petra Soreia

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